Leseprobe zum Buch: Trügerischer Durchblick

Arbeitstitel: Triton, nimm mich!

Prolog

Dr. Lyra Baker. Endlich ich habe einen Namen. Hast du eine Ahnung, wie lange ich schon nach dir suche? Wie lange ich dich schon finden will? Zwei Jahre sind es jetzt. Zwei lange Jahre – trostlos und hoffnungslos. Deinetwegen Lyra – alles nur deinetwegen.

Nun da ich einen Namen habe, war es leicht, dich zu finden. Ich liebe das Internet. Die Menschen bewegen sich darin, als würden sie nicht überall ihre digitale Brieftasche liegen lassen. Ich brauche nur noch hineinsehen und weiß alles über dich, Lyra: Wo du wohnst, was du gerne isst, wie dein Mann heißt, ja sogar auf welche Schule deine Kinder gehen.

Halt, was ist das denn? Ich habe ja mit Vielem gerechnet, aber nicht damit, dass ich schmutzigen Wäsche finden würde. Gehofft habe ich es, aber du tust immer so moralisch überlegen: Die perfekte Lyra Baker, mit ihrer perfekten Familie in ihrem perfekten Haus. Dabei hast du selber Leichen in deinem Keller. Ich muss schon sagen, Lyra, ich bin etwas enttäuscht von dir. Du bist ein ganz böses Mädchen und musst dringend bestraft werden, aber dafür werde ich schon sorgen.

Wie kannst du dich im Internet nur so nackig machen? Weißt du denn nicht, dass es viele Perverslinge da draußen gibt, die nur darauf warten, in deinen getragenen Höschen zu wühlen? Ja, Lyra auch ich bin ein solcher Perversling. Aber anders als die anderen Perverslinge will ich dir nicht an die Wäsche, na ja obwohl, schon irgendwie. Jedoch geht es mir hauptsächlich darum, dich zu vernichten und zusammen mit dir deine perfekte kleine Welt, die du dir erschaffen hast.

Ich schüttele den Kopf, als ich herausfinde, welches Sexspielzeug du empfehlen kannst. Das auch noch, Lyra? Du solltest dir im Internet dringend etwas überziehen.

Aber deine Freizügigkeit ist deinem Beruf geschuldet. Dein Beruf, Lyra. Du bist nicht sehr gut darin, sonst wärst du nicht so naiv und langweilig. Hast du eine Ahnung, wie sehr ich dich hasse? Du hast mir alles genommen und nun werde ich dir alles nehmen. Ganz genauso, wie du es verdienst.

Wer bist du?

Lyra

Bist du wütend? Wir haben uns gerade erst kennengelernt. Wieso bist du wütend auf mich? Du bringst mich ganz durcheinander. Allein, dass ich fragen muss, ob du wütend bist, bringt mich durcheinander. Schon mein Leben lang lese ich in den Menschen wie in Büchern. Ich analysiere ihre Gefühle, weil ich keine eigenen habe. Das heißt, ich habe schon Gefühle, aber mir fehlt es definitiv an Mitgefühl. Deshalb ecke ich immer irgendwo an. Irgendwann habe ich angefangen, das gefühlsgeleitete Verhalten von Menschen zu analysieren und zu adaptieren. Seitdem gehe ich sozial verträglich durchs Leben. Ich bin eine gute Schauspielerin und niemandem fällt auf, dass ich nicht ganz normal bin. Die Menschen denken, ich bin wirklich traurig, wenn sie mir eine traurige Geschichte erzählen. Aber die Wahrheit ist: Ich fühle es nicht.

Nun sitzt du vor mir und ich frage mich, was du empfindest? Ich kann dich nicht lesen. Ich erkenne dich nicht. Kann dich nicht fühlen. Deine Gefühle nicht sehen. Bist du wie ich? Ich sehe in deine wunderschönen eisblauen Augen und spüre nur die Kälte, die mir entgegenschlägt. Nochmal: Bist du wütend auf mich? Wieso kann ich dich nicht spüren?

Ich muss keine Sekunde darüber nachdenken, ob ich Sex mit dir haben will. Es ist so. Ich muss dich spüren. Ich will dich aufknacken, um an dein Innerstes zu kommen. Will dein Innenleben analysieren und sehen, ob du genauso bist wie ich.

Seit einigen Jahren hatte ich keinen Sex mehr mit einem anderen Mann als meinem eigenen und nun ist es endlich soweit. Wir wollen unser Sexleben bereichern, indem wir uns ungezwungenem Sex mit einem anderen Paar hingeben.

Ich habe lange darüber nachgedacht, wie es wohl sein wird und wie der Mann aussehen könnte, mit dem ich dann Sex haben würde. Aber die Wahrheit ist, selbst wenn ich mir den perfekten Mann hätte basteln können, hättest du ihn trotzdem übertroffen. Du bist ein wandelnder feuchter Traum. Deine Hände sehen aus, als würden sie sich perfekt auf meinem Körper machen. Ich kann sie schon auf mir fühlen. Deine Lippen sind so voll, dass ich gerne an ihnen saugen möchte. Sowieso gibt es so einige Stellen an deinem Körper, an denen ich gerne saugen möchte. Wenn ich mich vorbeuge, kann ich oben in dein Shirt sehen. Ich erkenne dein Brusthaar und werde ganz feucht. Ich liebe es, wenn Männer eine behaarte Brust haben. Ich stelle mir vor, wie ich mit den Händen an deiner Brust nach unten fahre und verliere fast den Verstand. Ich bin sehr haptisch veranlagt und mir vorzustellen, wie sich dein Körper unter meinen Händen anfühlt, macht mich rasend vor Erregung.

Ist das noch normal? Es sollte ungezwungen sein. Dass du mich so anmachst, ist nicht gut.

»Und was meinst du?«, fragt mich mein Mann Matthew Baker, nachdem du gegangen bist.

»Die waren doch ganz nett«, erwidere ich.

Das beschreibt es nicht mal annähernd.

»Mir hat Janet auch gut gefallen«, teilt Matt mir mit. »Wie findest du sie?«

»Janet?«, frage ich.

Verwirrt siehst du mich an. »Na, die Frau. Stehst du auf sie?«

Eigentlich bin ich bisexuell, aber in Wahrheit habe ich deine Frau nicht einmal angesehen. Ich hatte nur Augen für dich. Schon als du durch die Tür gekommen bist, hast du mich so abgelenkt, dass ich nicht mal deinen Namen verstanden habe.

»Wie hieß der Mann noch mal?«, frage ich.

»Tanner Kane«, antwortet Matt. »Aber er meinte, wir sollen ihn Tan nennen.«

Tan

So heißt du also, hm? Wie es wohl klingt, diesen Namen zu stöhnen?

»Also stehst du auf sie?«, fragt Matt nochmal.

Ich weiß immer noch nicht, wie Janet ausgesehen hat. Aber ich stehe definitiv auf dich.

»Das ist keine gute Idee«, sage ich.

Ich liebe meinen Mann und ich habe im Gefühl, dass du mir Schwierigkeiten machen wirst. Immerhin hast du dich in meinem Kopf eingenistet.

»Wieso nicht?«, fragt Matt. »Janet und Tan sind doch attraktiv.«

Attraktiv? Um dich zu beschreiben, reicht das Wort nicht aus. Du bist ein Gott. Blondes Haar, eisblaue Augen, ein bildschönes Gesicht und sündhaft volle Lippen. Als Kind habe ich die kleine Meerjungfrau sehr gemocht, aber anders als die meisten anderen Mädchen, habe ich mich mehr zu Triton hingezogen gefühlt als zu dem Prinzen. Und du, mein lieber, siehst aus wie Triton der Meeresgott, nur viel Jünger. Zumindest so, wie ich mir Triton in jungen Jahren immer vorgestellt habe.

»Lyra?« Matt reißt mich aus meinen Gedanken. Er sieht mich abwartend an.

»Ähm, ich weiß nicht. Hältst du das für eine gute Idee?«, frage ich.

Matt und ich sind seit sechs Jahren verheiratet und Eltern von zwei Mädchen. Olivia und Isabella sind sechs Jahre alt. Oli und Isa sind Zwillinge und unser ganzer Stolz. Neben den Kindern, der Arbeit und dem Alltag, hat unsere Ehe ganz schön gelitten. Nach all der Zeit haben wir zwar immer noch großartigen Sex. Trotzdem haben wir gemerkt, dass uns etwas fehlt. Ich bin immer so rastlos gewesen, immer auf der Suche nach Gefühlen, die ich anderen abnehmen kann. Nach so langer Zeit wird es langweilig, die Gefühle immer dem gleichen Menschen abzuzapfen. Ich will dich anzapfen, Triton. Ich will deine Gefühle spüren.

»Ja, wieso denn nicht?«, fragt Matt. »Du wolltest doch unbedingt dieses Paar.«

Ich wollte dich unbedingt.

»Der Mann…«, beginne ich. »Tan… Er bringt mich durcheinander.«

»Weil er so ist wie du?«, fragt Matt amüsiert.

Natürlich ist ihm das auch aufgefallen.

»Du kommst nicht durch, oder?«, fragt Matt. »Er lässt dich nicht rein, nicht? Vielleicht ändert sich das noch, wenn du Sex mit ihm hast.«

Wirst du mich reinlassen, Triton? Öffnest du dich mir? Aber will ich das überhaupt? Was werde ich da finden?

Wie bringt man Eis zum schmelzen?

Lyra

Am liebsten würde ich dich auf den Rücken werfen und anschreien, dass du das lassen sollst. Wieso tust du das, Triton? Du sitzt mir gegenüber und lächelst. Aber es ist kein echtes Lächeln. Auch wenn du mich aussperrst, erkenne ich das sofort. Was versteckst du hinter diesem Lächeln?

»Wollen wir loslegen?«, fällst du mit der Tür ins Haus.

Du bist gerade fünf Minuten hier. Hast du es so eilig, mich zu vögeln? Ich fühle mich geschmeichelt, sollte da aber nicht zu viel reininterpretieren. Immerhin bist du ein Eisblock. Wie bringe ich dich zum Schmelzen? Schon seit ich dich vor zwei Wochen kennengelernt habe, überlege ich, wie ich dich dazu bringe, mich reinzulassen. Noch immer habe ich keine Antwort.

»So ungeduldig, hm?«, necke ich dich.

Du schenkst mir dein falsches Lächeln und in mir kocht die Wut hoch. Wieso lässt du mich nicht rein? Was ist so schlimm, dass ich es nicht sehen darf?

Ich spüre die Nervosität von Matt, der neben mir sitzt. Für uns ist es das erste Mal, aber Janet und Triton sind sehr viel erfahrener. Anders als wir führen sie eine offene Beziehung und nach allem, was ich bis jetzt gehört habe, vögeln sie alles, was sich bewegt.

Hast du es so nötig, Triton? Du, mein Lieber, bist wahrhaftig ein Traummann, der so perfekt ist, dass selbst meine Fantasie dich nicht hätte erschaffen können. Ich bin sicher, dass dir die heißesten Frauen zu Füßen liegen. Ich tue es ganz bestimmt. Das ist gar nicht meine Art. Es sind die Männer, die mir zu Füßen liegen.

Du streifst dir deine Jacke ab und hängst sie über den Stuhl. Allein diese Bewegung lässt mich ganz feucht werden. Ich muss dich unbedingt spüren. Wieso bist du nur so anbetungswürdig, Triton?

Ich sehe in deine eisblauen Augen, die sich nur dann auf mich richten, wenn ich spreche und dann schaffe ich es nicht, deinem Blick standzuhalten. Ich nutze jede Gelegenheit mir jeden Zentimeter von deinem schönen Gesicht anzusehen. Immer dann, wenn du mich nicht ansiehst. Du bist höflich und siehst immer denjenigen an, der gerade spricht. Du wendest nie deinen Blick ab, daher führe ich mich auf wie ein kleines Kind und sehe aus dem Fenster, wenn ich spreche, weil mich deine eisblauen Augen so schwach machen. Wieso bringst du mich so durcheinander?

Matt und ich haben euch im Internet kennengelernt. Ihr habt Neigungen – Neigungen, die mit unserer Art Sex zu haben, eigentlich nicht kompatibel sind. Aber ich kann nun mal nicht aus meiner Haut. Schon als ich das Bild von dir auf deinem Profil gesehen habe, war ich fasziniert von dir. Ich bin regelrecht besessen von dir. Ich denke ständig nur an dich und an die Dinge, die ich mit dir anstellen will.

Ich habe mit Matt über meine Sorgen gesprochen. Er weiß alles über mich und kennt meine innere Dunkelheit. Ich habe Matt gegenüber erwähnt, dass ich Angst habe, dass du mir zu nahe gehst. Ich habe Angst, dass bevor ich dazu komme, dich zu spüren, ich dich hinter meine Mauer lassen muss. Wenn das passiert, bekomme ich dich nicht wieder da raus. Aber du bist verheiratet – genau wie ich. Selbst wenn es nicht so wäre, könnten zwei Menschen, die so sind wie wir, niemals zusammen sein. Wessen Gefühle zapfen wir dann ab, wenn wir keine eigenen haben?

»Wie kommen wir zusammen?«, frage ich dich und spiele damit auf deine Neigungen an, die mit mir nicht kompatibel sind.

»Ich kann auch normalen Sex haben«, erwiderst du kühl.

Ich glaube dir nicht, Triton. Einfach deshalb, weil ich mich in diesem Bereich aufgrund meines Berufes gut auskenne.

»Du hast also nicht vor, mich zu vermöbeln?«, frage ich dich direkt.

Natürlich hast du das.

Du schüttelst den Kopf. Aber das würdest du gerne, oder? Habe ich deshalb ständig das Gefühl, du wärst wütend auf mich. Willst du mich bestrafen, weil ich so bin wie du, aber gelernt habe, sozial verträglich zu leben und du nicht? Ich könnte es dir beibringen. Aber willst du das überhaupt?

»Fangen wir an?«, fragt Matt.

Du siehst mich nicht mal an, als du nickst.

Ich verschwinde noch schnell ins Badezimmer. Ich hatte noch so viele Fragen an dich, aber Matt hat mir klar gemacht, dass ich den Leuten mit meiner Fragerei auf die Nerven gehe. Matt ist mein moralischer Kompass. Er sagt mir, wenn ich zu weit gehe. Er ist es auch, der aus mir einen sozial verträglichen Menschen gemacht hat. Am Anfang war unsere Beziehung von so vielen Schwierigkeiten durchzogen, dass wir uns mehrmals fast getrennt hätten. Die meisten Menschen mögen mich nicht, weil sie mit meiner direkten, ehrlichen Art und meinem mangelnden Mitgefühl nicht zurechtkommen. Matt hat klargestellt, dass eine Beziehung zwischen uns nur möglich ist, wenn ich mich ändere. Da ich keine Gefühle herbeizaubern kann, haben wir uns darauf geeinigt, dass ich so tue, als ob ich so wie alle anderen wäre. Am Anfang war das schwierig, aber ich habe schnell gelernt. Wenn wir auf einer Familienfeier sind, brauche ich nur Sekundenbruchteile um die Stimmungslage abzuschätzen und mich dem Verhalten der anderen anzupassen. Ich beobachte zum Beispiel, wie das Geburtstagskind sich freut, oder eine Tochter um ihre Mutter trauert. Dieses Verhalten adaptiere ich dann mit einer Überzeugung, die andere glauben lässt, ich würde mich wirklich freuen oder wäre richtig traurig. Für meinen Mann ist das toll, aber nicht für mich. Es ist anstrengend, nur dann ich selbst zu sein, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind.

Nun bist du in meinem Haus und bist einfach du selbst, während ich versuche das Verhalten meines Mannes zu adaptieren. Aber er ist nur nervös. Und Janet? Ich sehe sie nicht oft an, aber ich spüre eindeutig, dass sie genauso besessen von dir ist, wie ich. Ihr Verhalten zu adaptieren, ist also keine gute Idee. Dann bleibst nur noch du. Aber dann kann ich auch einfach ich selbst sein. Willst du das? Du würdest ausflippen, wenn ich dir mein wahres Ich zeige.

Alle drei Menschen im Raum starren mich an, als ich zurückkomme. Ich schlüpfe aus meiner Hose. Ich habe keine Ahnung, wie ich das Ganze angehen soll, aber meiner Hose werde ich mich eh irgendwann entledigen müssen.

Zu viert setzen wir uns auf das Sofa. Janet fängt an, mich zu streicheln. Ich gehe darauf ein, obwohl ich eigentlich nur dich will. Ich küsse Janet und stelle mir vor, du wärst es. Ich schiebe meine Hand in ihre Hose und reibe sie zwischen ihren Beinen. Plötzlich schiebst du deine Hand zu meiner und fingerst deine Frau, während ich ihre Klitoris reibe. Dir so nahe zu sein, hat etwas Erotisches an sich. Ich ziehe meine Hand zurück und hole Matt dazu. Geplant war, dass er Janet übernimmt, damit ich versuchen kann, deine Schale aufzuknacken und an dein Innenleben zu kommen.

Du siehst mich nicht an, als ich meine Lippen auf deine presse.

Bin ich im Himmel?

Lyra

Was ist gerade passiert? Bin ich gestorben und im Himmel gelandet? So muss sich der Himmel anfühlen. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie auf diese Art geküsst worden. Du reißt mir das Ruder aus der Hand und übernimmst komplett die Führung. Deine Hände umfassen meinen Hintern und du küsst mich auf eine Art, die mich vollständig in Besitz nimmt – in deinen Besitz. Was tust du da, Triton? Überführst du mich in deinen Besitz? Wieso fühlst es sich so gut an?

Ich bin kontrollsüchtig. Wieso gefällt es mir, dass du mir die Kontrolle aus der Hand nimmst?

Deine Küsse bringen mich durcheinander, genauso wie es deine Augen tun. Ich reiße mich von deinen Lippen los und küsse deinen Hals. Du riechst so gut, dass ich alles um mich herum vergesse. Was machst du mit mir Triton?

Ich sehe dir nicht in die Augen, als ich langsam dein Hemd aufknöpfe. Meine Hände zittern. Seit zwei Wochen wünsche ich mir nichts anderes und nun ist es soweit. Als ich endlich alle Knöpfe geöffnet habe, fahre ich mit meinen Händen über deine Brust bis hinunter zu deinem Bauch. Du fühlst dich noch besser an, als ich mir ausgemalt habe. Ich streiche über deine weiche Haut und zerfließe beinahe, vor Erregung und was ist mit dir? Ich warte auf eine Reaktion. Ein Stöhnen oder auch nur ein schnelleres Atmen, aber da ist nichts. Du reagierst überhaupt nicht auf mich – antwortest mir nicht. Gefällt es dir etwa nicht? Wieso öffnest du dich mir nicht?

Ich traue mich nicht, dir in die Augen zu sehen. Ich küsse mich an deinem Körper herab, bis zum Bund deiner Hose. Ich sehe dich wieder nicht an, als ich deine Hose öffne.

Alles in meinem Inneren schreit mich an, den Blick zu heben, um in dein Innerstes sehen zu können. Aber ich traue mich nicht. Was ist, wenn mir nicht gefällt, was ich da sehe?

Du ziehst deine Hose runter und liegst nur in Boxershorts direkt vor mir. Für mich geht gerade ein Traum in Erfüllung.

Mein Traum wird je zerstört, als Janet zu uns kommt. Sie lässt mich kaum aus den Augen und beobachtet sehr genau, was ich mit ihrem Mann mache. Ich kann nun wählen, aufzuhören oder dich mit Janet zu teilen. Aber Triton, weißt du was? Ich teile nicht gerne. Du solltest mir alleine gehören. Wenigstens für heute, solltest du Mein sein.

Ich werfe Matt einen wütenden Blick zu, weil er Janet nicht von uns abgelenkt hat. Matt schmiegt sich an Janet und versucht sie von dir wegzulocken. Mit Erfolg, denn Janet wendet sich Matt zu.

Nun kann ich mich endlich wieder deinem Körper widmen, Triton. Ich durfte deinen Körper gerade mal fünf Minuten erforschen. Zumindest kam es mir vor, als wären es bloß wenige Minuten gewesen. Alle Zeit der Welt ist nicht genug, Gott des Meeres, um deinem Körper zu huldigen.

Ich zögere keine Sekunde und stürze mich auf dich. Ich bin viel zu gierig nach dir. Ich hungere nach deinen Lippen auf meinen und deinem Körper unter meinen Lippen. Es fühlt sich wie dreißig Sekunden an, als du mich auf den Rücken wirfst und auf mich legst.

Wollt ihr mich eigentlich alle verarschen? Seit zwei Wochen träume ich davon, deinen Körper mit den Händen und meinem Mund zu erforschen und ich bekomme gerade mal fünf Minuten und dreißig Sekunden dafür?

Du drängst dich an mich. Ich versuche dir die Boxershorts runterzuziehen, aber du lässt mich nicht. Wieso nicht, Triton? Musst du über alles die volle Kontrolle haben? Das hat wohl mit deiner Neigung zu tun. Du schlägst deine Frau. Brauchst du das, damit er dir steht. Lässt du mich deshalb nicht an deinen Penis, weil er nicht hart ist? Musst du mich schlagen, damit dir einer abgeht? Tu dir keinen Zwang an, Triton. Na los doch, schlag mich, wenn du deine Hand verlieren willst.

Du löst dich von mir und schiebst Janet deinen Schwanz mit solcher Brutalität in den Mund, dass ich selbst vom Zusehen würgen muss. Brauchst du das, damit du hart wirst, Triton? Kann ich dir nicht geben, was du brauchst?

»Liegt es an mir?«, frage ich direkt.

Na los doch, sag es! Sag mir, was du brauchst! Oder zeig es mir. Lass deine Deckung fallen und hilf mir, dir zu helfen. Aber du tust es nicht.

»Nein, es liegt nicht an dir«, lügst du. »Manchmal muss er erst hart geblasen werden.«

Na klar, Triton. Belüg mich ruhig weiter. Wieso willst du mich überhaupt bumsen, wenn ich dir nicht geben kann, was du brauchst? Was geht in dir vor? Wieso lässt du mich nicht in deinen Kopf?

Du ziehst dir ein Kondom über und drängst dich wieder zwischen meine Beine. Du rammst deine Finger mit solcher Heftigkeit in mich hinein, dass ich zusammenzucke. Du bist grob, Triton und wild. Ungezügelt wie ein Sturm.

Während deine Finger weiter unablässig in mich rammen, legst du deine Hände um meinen Hals und drückst zu.

Aus dem Himmel in die Hölle?

Lyra

Ist es das, was du von mir brauchst, Triton?

Ich bekomme Panik und umfasse deine kräftige Hand an meinem Hals. »Ich kriege keine Luft«, krächze ich.

Sofort nimmst du deine Hand von meinem Hals und rammst mir deine Finger noch heftiger in meine Vagina.

»Stopp«, rufe ich und wehre mich gegen deine Finger.

Du lässt sofort von mir ab. Was tust du mit mir, Triton? Was stimmt denn nicht mit dir? Oder mit mir? Wieso bin ich so feucht? Gefällt es mir etwa, so behandelt zu werden?

Hinter mir höre ich Janet stöhnen. Als ich mich umdrehe, stelle ich fest, dass Matt es ihr mit der Hand besorgt.

Du löst dich von mir und ich begutachte deinen halbsteifen Penis. Abwartend siehst du mich an. Als hättest du mit dem Finger geschnippt, springe ich auf und krabbele zu dir. Was tue ich denn da? Was tust du denn da? Ich bin kein bisschen unterwürfig. Ich bin nicht deine Frau. Trotzdem biedere ich mich an, weil ich dir gefallen will? Gerade kann ich mich nicht mehr im Spiegel ansehen.

Ich verwerfe diesen Gedanken, als ich deinen prachtvollen Schwanz tief in den Mund nehme. Überraschenderweise überlässt du mir die Kontrolle. Ich hatte kurz Sorge, du würdest mir deinen Schwanz so in den Mund rammen wie bei Janet. Aber du hast Erbarmen mit mir. Oder traust du mir nicht zu, das wegzustecken? Vielleicht hast du recht. Ich bin nicht, was du brauchst. Ich jammere ja schon, wenn du deine Hände an meinen Hals legst.

Während ich deinen Schwanz mit dem Mund bearbeite, bist du totenstill. Kein Stöhnen, kein schnelles Atmen, keine Reaktion. Genauso gut könnte ich an deinem Finger saugen. Aber das hier, Triton, gefällt mir so viel besser. Dein Schwanz ist perfekt und fühlt sich toll an in meinem Mund.

»Das reicht«, sagst du entschieden und ich löse mich von deinem Schwanz, der in meinem Mund hart geworden ist. Ich tue es ohne zu zögern, obwohl ich deine Härte gerne noch länger im Mund gehabt hätte. Wieso leiste ich dir folge? Wieso tue ich, was du mir sagst?

Am liebsten hätte ich dich jetzt bestiegen, aber folgsam wie ich scheinbar nur bei dir bin, lege ich mich auf den Rücken, damit du in mich eindringen kannst. Du tust es und nimmst mich mit schnellen kurzen Stößen. Es fühlt sich toll an, aber das reicht mir nicht, Triton. Ich muss deinen Schwanz tiefer spüren, um dich spüren zu können. Ich packe dich am Hintern und ziehe dich tiefer in mich rein. Aber du wehrst dich gegen mich. Ich verstehe schon, Triton, du brauchst die Kontrolle und übergibst mir das Zepter nicht. Du vögelst mich stattdessen weiter. Genauso wie du es willst – wie du es brauchst? Ist es das, was du brauchst?

Ich höre ein Knurren aus deinem Mund. Es ist das erste Mal, dass du überhaupt ein Geräusch von dir gibst. Es klingt wie Musik in meinen Ohren. Gefällt es dir, Triton?

Plötzlich hältst du inne.

»Alles in Ordnung?«, frage ich.

Statt einer Antwort, summst du nur und siehst mich amüsiert aus deinen eisblauen Augen an.

»Dreh dich um«, sagst du, als du dich aus mir zurückgezogen hast.

Wiederwillig leiste ich dir Folge. Ich will nicht. Ich will dich ansehen. Dich küssen. Muss dich spüren. Ich will dir nahe sein. Ich muss sehen, was du vor mir versteckst. Ich will dein Gesicht sehen, wenn du kommst, in der Hoffnung, dass du dein wahres Ich dann nicht mehr vor mir verbergen kannst. Trotzdem tue ich, was du mir sagst.

Du tippst mir auf den Rücken. »Runter.«

Ich beuge mich nach vorne, so dass meine Brust auf dem Sofa aufliegt. Wieso tue ich, was du von mir willst? Ich wollte dich doch bloß spüren. Ich wollte doch nur sehen, was du vor mir versteckst. Stattdessen drängst du dich in mich. Wörtlich und im übertragenen Sinne. Du nimmst mich von hinten, aber du hast dich auch in meine Seele gedrängt und drückst offenbar einen Knopf, der mich zu einer willenlosen Marionette macht. Deine Stöße sind hart, aber nur kurz. Verstehst du nicht, dass ich dich tiefer brauche, Triton? Oder ist es dir egal? Ich greife nach hinten nach deinem Oberschenkel und ziehe dich näher zu mir heran. Zu meiner Überraschung gibst du nach, aber nicht so, wie ich es brauche. Du beugst deinen Oberkörper nach vorne. Es ist dein Unterkörper der näher an mich ran muss, Triton – dein Schwanz, Triton. Willst du mich ärgern? Ich könnte dir einfach sagen, was ich brauche. Bei Matt mache ich es immer so, aber bei dir traue ich mich nicht. Irgendwie spüre ich, dass du meinen Wünschen doch keine Beachtung schenken würdest.

Plötzlich ziehst du dich aus mir zurück. Erschrocken richte ich mich auf.

»Fall nicht vom Sofa«, sagst du sanft und gehst ins Badezimmer.

Verwirrt bleibe ich zurück. Bist du überhaupt gekommen? Ich habe nichts gemerkt. Ich habe dich nicht gespürt. Du hast mich nicht reingelassen. Kein einziges verdammtes Mal.

Als du aus dem Bad kommst, legst du dich neben mich auf das Sofa. »Dein erster Mann nach so vielen Jahren zu sein, hat ganz schön Druck gemacht«, erzählst du amüsiert.

Ach, wirklich Triton, das hat dir Druck gemacht? Du tust doch sowieso, was du willst? Spielt es denn eine Rolle, was ich will?

Ich antworte dir nicht. Ich bin zu beschäftigt damit, zu verstehen, was da gerade passiert ist und ich wüsste eh nicht, was ich darauf antworten soll.

»Und wie war es?«, fragt Matt, als er sich zu mir legt.

»Es war gut… sehr gut«, erwidere ich noch immer durcheinander.

Ich muss mich selbst daran erinnern, dass ich im Moment nicht ich selbst sein kann und damit auch nicht ehrlich sein kann. Matt weiß das. Ich wundere mich, wieso er mich überhaupt fragt. Immerhin liegst du genau neben mir und hörst jedes Wort.

»Wie war es für dich?«, fragt Janet dich.

»Es war okay«, antwortest du mit einem Schulterzucken.

Ich habe das Gefühl, als hättest du mir ins Gesicht geschlagen. Das hätte dir gefallen, oder? Vielleicht wäre es dann besser für dich gewesen. Ich ringe mir ein nettes Wort ab und du gibst dir keine Mühe? Eine Frage habe ich, Triton: Wenn ich nicht bekommen habe, was ich brauchte und du auch nicht, wieso haben wir dann überhaupt auf diese Art Sex gehabt?

Du hättest mir helfen können, dir zu helfen. Du hättest mir zeigen müssen, was du brauchst, damit ich nicht im Dunkeln tappen muss. Du hättest dich nur ein bisschen auf mich einlassen müssen und wir beide hätten großartigen Sex haben können. Na ja, zumindest ich. Aber so hattest du doch auch nichts davon.

Janet schlüpft in ihr Höschen und du siehst sie schmollend an. »Ich will gleich auch noch mal.«

Ja, Triton der erste Treffer hat noch nicht gesessen, du musst unbedingt nochmal nachlegen. Du demütigst mich, obwohl ich mir Mühe gegeben habe, das zu sein, was du brauchst und darüber ignoriert habe, was ich gebraucht hätte. Jetzt holst du dir von deiner Frau, was du brauchst und die Frage steht weiter im Raum: Wieso hast du dann überhaupt mit mir geschlafen und dann auch noch auf diese Art, obwohl es nicht das war, was du brauchtest?

Am liebsten würde ich jetzt schreien oder auch zurückschlagen – irgendetwas, dass die echte Lyra tun würde. Aber wir haben Besuch und so setze ich mein falsches Lächeln auf.

»Du bist echt ein Arsch, das weißt du schon, oder?«, sage ich immer noch lächelnd und erwecke dadurch den Eindruck, als wäre es liebevoll gemeint. Aber das stimmt nicht, Triton. Du bist durch und durch ein riesen Arschloch.

Du siehst mich unbeeindruckt an und antwortest nicht. Es ist mehr als deutlich geworden, dass du an meiner Meinung nicht interessiert bist. Wieso habe ich noch gleich mit dir geschlafen? Ach ja, mein Mann wollte es unbedingt. Wobei das auch nicht die Wahrheit ist. Ich wollte dich unbedingt, Triton.

...

© Lisa Lee

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