Howard Evens, 30 Jahre alt, ist erfolgreicher Anwalt, der in schwierigen sozialen Verhältnissen aufgewachsen ist und der Gesellschaft etwas zurückgeben möchte, indem er Bewährungshilfe für straffällige Menschen leistet.
Emiliano Benitez über ‚Howie“: Mir sind fast die Augen aus ihren Höhlen gekullert, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Athletischer Körperbau, der darauf schließen lässt, dass er ein Läufer ist, darüber ein maßgeschneiderter Anzug, Das haselnussbraune Haar perfekt gestutzt, und die himmelblauen Augen strahlend.“
Emiliano Benitez, 30 Jahre alt, gebürtiger Mexikaner. Mehrfacher Straftäter (Drogen, Stalking, Nötigung, sexuelle Belästigung, Körperverletzung), beschäftigt als Autolackierer, ist ein Mysterium. Rau, wild, knallhart und gleichzeitig frech und liebenswert.
Howard Evans über „Ano“: „Er ist groß und breit, mit der Statur eines Rugbyspielers. Seine Haut ist milchkaffeefarben, in genau dem Farbton, den der inzwischen erkaltete Kaffee in meiner Tasse hat. Am meisten fesseln mich seine Augen, die fast genauso schwarz sind, wie sein Haar.“
Tropes:
Spice, Forbidden Love, He falls first – he falls harder, Insta Love, Fast Burn, Emotional Scars, Opposites Attract.
Leseprobe
Kapitel Eins
Zu sagen ich bin nervös, ist die Untertreibung des Jahrhunderts. Dabei ist Nervosität kein Wort, dass mich sonst beschreiben würde. Im Gegenteil – Ich bin es gewohnt in stressigen Situationen, ruhig und besonnen zu bleiben. Für meinen Beruf ist das wichtig und ein Grund, wieso ich erfolgreich bin.
Als Anwalt und Strafverteidiger verlassen sich meine Klienten darauf, dass ich weiß, was ich tue, dass mein Auftreten Souverän und Glaubhaft ist und… Ja, auch dass ich knallhart bin – Unbeweglich wie ein Felsen. Und das bin ich.
Aber jetzt? Ich schaue hinunter auf meine Finger, die unkontrolliert mit einem Stift herumspielen. Seufzend lege ich den Stift weg und nehme einen Schluck aus meiner Kaffeetasse.
Von Howard Evens – Dem Staranwalt der Reichen und Schönen – ist keine Spur mehr zu sehen.
Ich tröste mich damit, dass das mein erstes Mal ist. Mit der Zeit wird es sicher leichter. Wobei ich auch bei meinem ersten Fall direkt nach dem Studium nicht so aufgeregt war.
Aber hier geht es um etwas, dass mir wichtig ist. Nicht darum, verwöhnte Teenager von reichen Eltern rauszuhauen, wenn sie betrunken Auto gefahren sind, oder darum den Ruf eines Firmenchefs zu retten, nachdem er mit einer Wagenladung Koks erwischt wurde.
Nein, hier geht es um mehr. Darum etwas zurückzugeben, bei dem ich immer noch das Gefühl habe, es fälscherweise bekommen zu haben.
Um meine Nervosität zu überspielen, erhebe ich mich aus meinem bequemen Chefsessel und trete an die Fensterfront, die mir einen guten Ausblick über Cressida Hill bietet und mich daran erinnert dass, fälschlicherweise oder nicht, ich mir diesen Platz verdient habe.
Wenn ich mich ganz rechts an die Fensterscheibe lehne, kann ich ganz hinten die Kirchturmspitze in Hills Butt sehen, wie das Armutsviertel in Cressida Hill liebevoll genannt wird.
Direkt hinter dieser Kirche steht es noch – mein zu Hause. Ich nenne es immer noch so, obwohl ich meine Mutter längst aus dem Trailer herausgeholt habe. Gelegentlich fahre ich dort vorbei um mich daran zu erinnern, wo ich her komme. Damit ich nicht vergesse, dass es nicht selbstverständlich ist, hier am Fenster dieser Kanzlei zu stehen.
Für alles was ich habe, habe ich hart gearbeitet, aber ohne ein Stipendium für Begabte hätte ich es nicht geschafft.
Das habe ich nicht vergessen, weshalb ich mich verschiedenen Stiftungen angeschlossen habe, die Mittellose mit Potential unterstützen.
Aber das reichte mir noch nicht. Was ist mit denen ohne Potential? Denen die das System abgehängt hat und die nie eine Chance auf ein Stipendium hatten?
„Howard?“, ich höre die Stimme meines Sekretärs Luke durch mein Büro dringen. „Dein… Termin ist da.“ Ich kann heraushören, dass Luke nicht erfreut über unseren Gast ist, obwohl er selbst aus Butt Hill stammt und keine Perspektive hatte. Er hat nur eine echte Chance gebraucht hat und es gibt da draußen Menschen, die eine zweite Chance brauchen.
Mit zitternden Fingern, drücke ich auf den Knopf am Telefon. „Schick ihn rein.“
Ich setze mich wieder an den Schreibtisch und widme mich wieder dem Ordner, der so dick wie ein Telefonbuch ist und schüttele den Kopf. Eine zweite Chance schön und gut, aber für den Mann der mir von der Stiftung Second Chance zugeteilt wurde, scheint es die dreizehnte Chance zu sein. Schwere Körperverletzung mit Tötungsabsicht, Nötigung, Verkauf und Besitz von Drogen, sexuelle Belästigung und das alles in mehreren Fällen.
Einer seiner früheren Bewährungshelfer hat ihn wegen Vergewaltigung angezeigt, aber aufgrund fehlender Beweise, wurde dass Verfahren eingestellt.
Ja, ich habe allen Grund dazu nervös zu sein.
Sogar einen privaten Sicherheitsdienst habe ich angeheuert, damit ich nicht plötzlich über den Tisch gebeugt… Mit einem Räuspere versuche ich meine Gedanken zum Schweigen zu bringen und die Hitze in meinen Wangen zu ignorieren.
Ich zucke zusammen, als sich die Tür öffnet und zucke gleich ein zweites Mal zusammen, als ich einen Blick auf den Mann werfe, der lässig in mein Büro spaziert.
Langsam mustere ich ihn von oben bis unten. Er ist groß und breit, mit der Statur eines Rugbyspielers. Seine Haut ist milchkaffeefarben, in genau dem Farbton, den der inzwischen erkaltete Kaffee in meiner Tasse hat. Am meisten fesseln mich seine Augen, die fast genauso schwarz sind, wie sein Haar. Er trägt eine ausgeblichene Jeans, ein schwarzes T-Shirt und Sneaker.
„Ich würde ja sagen ‚mach doch ein Foto‘, wenn das Telefonbuch dort nicht voll mit Bildern von mir wäre.“ Er deutet auf den dicken Ordner vor mir auf dem Schreibtisch und setzt sich auf einen Stuhl.
Peinlicherweise habe ich mir die Bilder von ihm öfter angesehen, als seine Vorstrafen, aber die werden ihm nicht im mindesten gerecht.
Als ich meine Stimme widergefunden habe, räuspere ich mich. „Mister Benitez“, beginne ich, werde aber direkt unterbrochen. „Alter! Mein Vater war Mister Benitez“, brummt er und kratzt sich an seinem stoppeligen Kinn. „Glaub‘ ich zumindest. Hab‘ ihn nie kennengelernt.“ Er zuckt mit den Schultern.
Wieder räuspere ich mich. „Ich bin Howard Evens, ihr Bewährungshelfer.“
„Schon klar, Kumpel“, Emiliano Benitez winkt ab. „Ich bin nicht hier raus in deine schicke Bude gekommen, weil mir die Aussicht so gefällt.“
Peinlich berührt sehe ich ihn an. „Möchten sie etwas trinken, Mister Benitez?“
Emiliano Benitez stöhnt. „Meine Freunde nennen mich Benito, meine Mutter Emil. Such‘ dir was aus.“
Ich öffne den Mund, um etwas zu entgegnen, aber er kommt mir zuvor. „Schieb schon den Becher rüber. Ist nicht mein erstes Rodeo.“
Nicht in der Lage, zu verhindern, wie mir die Hitze in die Wangen schießt, hole ich den Becher für die Urinprobe aus der Schublade unter meinem Schreibtisch und reiche ihn weiter. Als Emiliano Benitez danach greift, berühren sich unsere Finger und ich ziehe meine Hand ruckartig zurück.
„Keine Sorge, Kumpel, ich bin nicht ansteckend“, gibt er amüsiert von sich und steht auf.
Emiliano stellt den Becher auf den Tisch und öffnet seine Hose.
„Äh… Mister Benitez… Was soll das werden?“, stammele ich.
Ich ignoriere sein Augenrollen, weil ich ihn immer noch bei seinem Nachnamen anspreche.
„Ist dein erstes Mal, oder?“ Emiliano lässt eine Reihe perfekter weißer Zähne aufblitzen, als er mich breit angrinst.
Ich beantworte seine Frage nicht. „Dazu sollten wir besser ins Bad gehen.“
Emiliano zuckt mit den Schultern, schnappt sich den Becher und folgt mir in das meinem Büro angrenzende Badezimmer.
Als würde er derlei Dinge jeden Tag tun, stellt er den Becher auf den geschlossenen Toilettendeckel und öffnet seine Hose. Ich reiße die Augen auf, als ich einen Blick auf seinen Penis werfe, der größer ist als alle die ich bisher gesehen habe, was zugegeben nicht sehr viele waren.
Das Geräusch seines Strahls der treffsicher in dem Becher landet, schreckt mich auf.
Er schiebt seinen Penis wieder in die Hose, reicht mir den bis zum Rand gefüllten Becher, auf den er nicht mal den Deckel geschraubt hat und wäscht sich die Hände, bevor er wieder zurück in mein Büro geht.
Schnell stelle ich den Becher auf den kleinen Schrank im Badezimmer. Obwohl ich den Drogentest an die hundert Mal geübt bei mir selbst geübt habe, damit ich souverän und glaubhaft wirke, brauche ich mehrere Versuche, um die Packung zu öffnen, was Emiliano nicht bemerkt, da er im Büro auf mich wartet.
„Negativ“, seufze ich erleichtert, als ich den Drogentest endlich hinter mich gebracht habe und wasche mir die Hände.
Anschließend gehe ich in die Küche und hole etwas zu trinken. Mein Mund ist staubtrocken und ich weiß nicht, wie ich den Rest des Termins überstehen soll.
Ich stelle die Getränke auf den Tisch, als ich zurück in mein Büro komme, schenke uns Wasser ein und vermeide es, Emiliano anzuschauen.
„Dein erstes Mal, Howie.“ Emiliano sieht mich amüsiert an, als ich nervös einen Schluck aus meinem Glas nehme. „War es für dich auch so schön, wie für mich?“
Ich verschlucke mich an meinem Wasser, als ich ihn beim Vornamen nennen will. „…ano.“ Der Rest geht in einem Husten unter.
Emiliano hebt eine Augenbraue und grinst. „Ano? Das gefällt mir.“
Wieder schießt mir die Hitze in die Wangen, aber ich versuche mich professionell zu geben, ich wieder hinter meinem Schreibtisch Platz genommen habe.
Ich schlage den dicken Ordner auf, obwohl ich längst weiß, was drin steht, nur um geschäftig zu wirken. „Sie wurden vor einer Woche aus dem Gefängnis entlassen…“
Er hatte vorher einen anderen Bewährungshelfer, aber der Vorstand von Second Chance fand, dass Ano den Besten verdient hat. Ich weiß bis heute nicht, ob sie mich damit gemeint haben, da das mein erstes Mal ist.
„Sie haben eine Unterkunft und einen Job“, fasse ich weiter die groben Züge des Berichtes meines Vorgängers zusammen.
„Schreibst du meine Biografie, Howie?“, fragt Ano amüsiert.
Ich hebe den Blick, um ihn anzusehen, was in den vergangenen Minuten absichtlich unterlassen habe. Irgendetwas hat er an sich, dass mich… Neugierig macht.
Seine schwarzen Augen sollten mich erschrecken, aber das tun sie nicht. Sie wirken warm und einladend. Ich habe Mühe meinen Blick abzuwenden.
„Morgen werde ich ihnen einen Hausbesuch abstatten“, fahre ich weiter fort und schaffe es endlich meinen Blick abzuwenden. Aber nicht für lange.
Ano steht auf und streckt sich, dabei rutscht sein T-Shirt nach oben und gibt den Blick auf seine milchkaffeefarbenen Bauchmuskeln frei. Unterhalb seines Bauchnabels erstreckt sich eine wulstige Narbe und oberhalb seiner Hüfte eine weitere, die aber gut verheilt ist.
Ich hebe meinen Blick gerade noch rechtzeitig, um das Grinsen in Anos Gesicht zu bemerken, bevor er abwinkt. „Wie auch immer, Howie. Ich muss los. Bis morgen, dann.“
Bevor ich etwas sagen oder tun kann, ist Ano auch schon aus meinem Büro verschwunden und hinterlässt eine Leere, die ich nicht richtig einordnen kann.
Kapitel Zwei
Fuck“! Deinen Bewährungshelfer ficken? Nicht schon wieder…
Selbst mein Schwanz weiß, dass das keine gute Idee ist. Na ja, oder er sollte es eigentlich wissen, aber gerade macht er was er will.
Mit der Hand richte ich meine Erektion so aus, dass sie nicht mehr zu sehen ist, als ich an dem Twink vorbei gehe, der am Empfang sitzt.
„Wir sehen uns Luke.“
Als er rot wird, zwinkere ich ihm zu und verschwinde aus dem Büro.
Ich ficke gerne Twinks, um sie etwas aus der Fassung zu bringen. Ich genieße es, wie schwach sie in meinen Armen werden, Aber mein Typ ist eher…
Scheiße!
Mein Schwanz wird nur noch härter, als er an Howard Evens denkt. Mir sind fast die Augen aus ihren Höhlen gekullert, als ich ihn das erste Mal gesehen habe. Athletischer Körperbau, der darauf schließen lässt, dass er ein Läufer ist, darüber ein maßgeschneiderter Anzug, der wie eine zweite Haut an ihm saß. Das haselnussbraune Haar perfekt gestutzt, die himmelblauen Augen strahlend, die Lippen voll und rosa – wie geschaffen, für meinen Schwanz, der freudig in meiner Hose zuckt.
Wir werden den Bewährungshelfer nicht ficken!, tadele ich meinen Freund in der Hose.
Aber das Beste an Howie ist sein perfekt gestutzter Bart, plappert mein Schwanz einfach weiter. Ich kann das Kratzen schon an meinen Eiern fühlen.
Ich schüttele den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, während mein Schwanz versucht, aus meiner Hose auszubrechen, zu Howie zurückzukehren und sich ihm an den Hals und in den Hals zu werfen.
Schwiegermutters Liebling…
Ich hatte schon immer eine Schwäche für diese Art Männer, die so ganz anders sind als ich, die gefährlich für mich sind, weil sie nicht kommen um zu bleiben. An diese Art Männer binde ich mich, obwohl sie nicht gut für mich sind, oder ich nicht für sie – je nachdem wie man es sehen will.
Howie ist nochmal eine extra Klasse für sich.
Rein äußerlich ist er der gute Junge von nebenan und gleichzeitig geballter Sex auf zwei Beinen, aber sein Versuch selbstsicher zu wirken und dabei unbeholfen wie ein kleiner Welpe durch die Gegend zu stolpern, triggert mich – triggert meinen Antiheldentrieb.
Der Kerl ist eine tödliche Kombi für mich und auch für sich selbst, wenn ich nicht mehr von ihm lassen kann – je nachdem wie man es sehen will.
„Benito“, brüllt mein bester Freund Ikal Bojoquez quer über die ganze Straße, gerade als ich, um das Gebäude in dem sich Howies Büro befindet, herumgelaufen bin.
„Bojo“, grinse ich und drücke meinen Freund fest an mich.
Kurz darauf stößt er mich weg und stöhnt. „Nicht schon wieder…“
Bojo und ich sind schon seit der Kindheit befreundet und lesen in dem Anderen wie in einem Buch. Das sind auch die einzigen Bücher, die wir beide lesen.
Entschuldigend hebe ich die Hände. „Ich habe nichts getan, Mann.“
„Noch nicht“, murrt Bojo und sieht mich traurig an. „Ich habe dich gerade erst wieder bekommen…“
„Das passiert nicht wieder“, tröste ich ihn. „Versprochen!“
Schwiegermutters Liebling…
Genau wegen dieser Typen habe ich überhaupt eingesessen. Ich vertraute ihrem perfekten Grinsen und dem Hundewelpenblick, den sie alle beherrschen. Sie sind Meister der Manipulation, oder ich bin einfach nur dumm, oder beides.
Aber Howie… Er wirkte nicht so wie die Anderen.
Jap… Eindeutig beides.
„Reiß dich zusammen“, fordert Bojo, packt mich am Arm und zieht mich mit sich. „Es gibt genug Typen, die sich ein zweites Loch in den Arsch freuen, wenn du sie fickst… Aber dein Bewährungshelfer? Hast du vergessen, was das letzte Mal passiert ist?“
Fuck! Wie könnte ich das vergessen.
„Das war nicht das letzte Mal“, korrigiere ich. „Das war das Mal davor.“
Der letzte Bewährungshelfer Peter war überlastet und hat mich deshalb an das schnöseliges Richkid Howie abgegeben, der sich für seinen Reichtum schämt und etwas zurückgeben will.
Eindeutig ein Helfersyndrom…
Obwohl Howie wirklich nicht so wirkte, wie ich gedacht habe…
Halt die Klappe, tadele ich mich selbst.
„Spielt doch keine Rolle“, zischt Bojo und holt mich damit aus meinen Gedanken zurück. „Tom… Das darf sich nicht wiederholen.“
Tom war mein Bewährungshelfer vor Peter. Tja, was soll ich sagen? Wir vögelten wie die Verrückten und es wurde mehr daraus. Eine Weile lief es gut, bis Tom überlegte unsere Beziehung öffentlich zu machen. Anfangs ließ ich mir noch gefallen, dass er mich verändern wollte, weil ich dachte, er meinte es nur gut. Es begann mit meiner Kleidung und es endete mit einem Benimmknigge-Kurs.
Ich habe mich getrennt, bevor unsere Beziehung bekannt wurde und plötzlich saß ich wieder im Knast, weil ich einem Drogentest zufolge gegen die Bewährungsauflagen verstoßen habe.
In meinem ganzen Leben, habe ich noch nie Drogen genommen. Gedealt? Zur Hölle, ja! Aber noch nie habe ich das Zeug selber genommen.
Mein älterer Bruder starb an einer Überdosis, kaum dass er volljährig war.
Da war ich dann auch raus…
Bojo zerrt mich immer noch am Arm hinter sich her, als wir auf das Red Door zugehen. Er öffnet die besagte rote Tür und ich folge ihm durch den langen Flur.
Wir kommen in den Club, der vormittags noch leer ist.
„Wenn das nicht B und B sind.“ Mick, der Eigentümer der Bar, begrüßt uns freudig und stellt uns direkt zwei Bier auf den Tresen, obwohl es nicht mal Mittag ist.
Bojo nimmt beide an sich und bestellt ein Wasser für mich. „Hast du was da? Es ist dringend!“
„Für dich oder Benito?“, fragt Mick und wirft mir einen Blick zu.
Ich hebe eine Hand, als würde ich mich melden und Mick sieht mit mitleidig an. „Die Twinks kommen erst heute Abend. Du hast die Auswahl zwischen Bear oder Daddy.“
Ich verziehe das Gesicht und Bojo lacht. „Daddy und Daddy passen nicht zusammen. Er nimmt einen Bear.“
Fast verschlucke ich mich an meinem Wasser, als kurz darauf ein breiter, extrem behaarter Mann hereinkommt, der nur einen Tanga trägt.
Bojo lacht, als ich ihn überrascht ansehe. Schließlich zucke ich mit den Schultern. Wenn ich die Augen fest zumache, kann ich an Howies Bart denken.
Ich folge den Mann in einen Nebenraum und verschwende keine Zeit, als ich ihn auf die Knie zwinge. Für meine Geduld bin ich nicht bekannt.
Mein Schwanz ist immer noch hart und ich frage mich, ob das gesund ist, als ich ihn in den Mund des Bears schiebe, bis er zu Würgen anfängt und ihm die Augen Tränen. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich daran denke, wie ich das Gleiche mit Howie mache – Das und noch ganz andere Dinge.
Während ich den Mund des Mannes vor mir auf den Knien ficke, schließe ich meine Augen und stelle mir vor, es wäre Howies Bart, den ich an meinem Sack fühlen kann.
Ich verteile mein Sperma auf dem Bart des Bears, bevor ich meinen Schwanz wieder einpacke und den Mann immer noch auf den Knien zurücklasse.
Bojo wirft grinsend ein paar Scheine auf den Tresen, als er mich kommen sieht. Ich winke Mick noch kurz zu, ehe wir den Club verlassen.
„Besser?“, fragt Bojo, obwohl er die Antwort längst kennt.
„Nicht wirklich“, bestätige ich seine Vermutung. „Und dafür hast du jetzt wirklich bezahlt? Das hättest du auch selber machen können“, witzele ich.
Bojo boxt mir gegen die Schulter. „Der Zug ist abgefahren, Kumpel. Mein Mann würde dich töten.“
Damit hat Bojo nicht unrecht. Sein Mann ist Manuel Russo aus der Russo-Mafiafamilie.
Bojo und ich haben aus Geldmangel angefangen Drogen zu verkaufen, als wir nicht mal volljährig waren. Ich war gerade achtzehn Jahre alt, als ich das erste Mal verknackt wurde. Bojo kam davon, weil ich die Schuld auf mich nahm und das war ich auch, aber ich hätte Bojo auch nicht ins Gefängnis gehen lassen, wenn er schuld gewesen wäre.
Er ist meine Familie – die einzige, die mir geblieben ist.
Er war bei mir, als ich den Dealer meines Bruders verprügelt und fast getötet habe, weil er meinem Bruder seinen goldenen Schuss gegeben hat, obwohl längst bekannt gewesen ist, dass er süchtig war. Es war fast, als ob er wollte, dass mein Bruder sich die Lichter ausknipst.
Bojo und ich wurden erwischt und ich wanderte in den Knast, nachdem ich alles gestanden habe. Ich bekam nach Jugendstrafrecht zehn Jahre, wurde aber nach fünf Jahren wegen guter Führung entlassen.
So gut war die Führung nicht, aber Bojo hat jeden Cent gespart, den er mit Dealen verdient hat und ein halbwegs guter Anwalt hat mich schließlich rausgehauen.
Als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, stieg ich direkt wieder ins Drogengeschäft ein. Etwas anderes hatten Bojo und ich schließlich nicht gelernt. Etwas später sind wir zwischen die Fronten geraten. Wir befanden uns plötzlich in einen Krieg, zwischen einem Clan und der Mafia wieder.
Der Softie Manuel verknallte sich sofort in meinen besten Freund, als wir gefesselt in einer Lagerhalle saßen, was uns wohl auch das Leben rettete.
Seither sind die zwei ein Herz und eine Seele. Recht schnell haben sie geheiratet und Bojo hörte auf Drogen zu verkaufen.
Ich nicht – von irgendetwas musste ich ja schließlich leben.
Jedes Mal holte mich Manuel auf Bitten von Bojo aus dem Knast, als ich zwei weitere Male wegen Dealen verknackt wurde.
Manuel ein eifersüchtiger Kontrollfreak und will mich nicht in der Nähe seines Mannes. Aber Bojo wäre nicht Bojo, wenn er keine Grenzen setzen würde.
Ich bin diese Grenze.
„Ach, Manuel liebt mich“, scherze ich und Bojo schüttelt lachend den Kopf.
Allein, dass ich Bojo immer noch nach seinem Geburtsnamen Bojoquez nenne, obwohl er inzwischen Russo heißt, macht Manuel wütend und die Tatsache, dass Bojo und ich unser erstes Mal miteinander hatten bringt ihn zum Kochen.
Und das zweite Mal und das dritte und alle Male danach..
Wir haben uns aneinander ausprobiert, bevor wir gemerkt haben, dass wir nicht aufeinander stehen.
Ich bleibe stehen und nicke zu der schwarzen Limousine die uns in einem Abstand von ein paar Metern folgt. „Daran werde ich mich nie gewöhnen.“
„Kompromisse… Du weißt doch noch was das ist, oder?“, fragt Bojo, drückt mich einmal fest an sich und steigt dann in die Limousine.
Manuel hat mich auch danach noch viele weitere Male aus dem Gefängnis geholt und auch diesmal habe ich es ihm zu verdanken, dass ich wieder frei bin.
Kapitel Drei
Mein Magen krampft sich zusammen, als ich aus dem Auto steige. Ich habe keine Angst, vielmehr fühle ich mich… heimisch.
Hier in Butt Hill fühle ich mich oft mehr zu Hause als in meinem Penthouse in Cressida Hill, weshalb ich meiner alten Heimat auch oft einen Besuch abstatte.
Obwohl es nur ein Trailer war, strahlte er mehr Liebe und Geborgenheit aus, als es meine modern eingerichtete Wohnung je könnte.
Sie ist kalt, nahezu steril und… einsam, obwohl meine Mutter bei mir lebt.
Ich hätte ihr auch eine eigene Wohnung kaufen können, aber wir waren beide alleine und der Trailer war alles was wir kannten und was sich für uns nach Heimat anfühlte.
Nun hier vor Anos Haus zu stehen, fühlt sich mehr nach Heimat an, als es mein Penthouse je könnte.
„Hast du keinen Schiss, dass deine Karre geklaut wird, Howie?“ Erst jetzt bemerke ich Ano, der lässig an der Hauswand lehnt.
Er trägt ein weißes Shirt, was seine dunkle Haut noch dunkler erscheinen lässt. Das Shirt ist so dünn, dass ich viele Tattoos darunter durchschimmern sehen kann. Seine Hände stecken in den Hosentaschen der engen verblichenen Jeans, die er trägt. Mein Blick gleitet wie selbstverständlich zu seinem Schritt und die Hitze schießt mir in die Wangen.
Egal wie sehr ich es auch versuche, ich schaffe es nicht, meine Augen von Ano wegzubewegen.
Erst als eine Limousine vor dem Haus hält, schaffe ich es wegzuschauen.
Ein Blick über meine Schulter genügt und ich sehe, meinen privaten Sicherheitsdienst, der mich zu jedem Termin begleitet und in einem Auto etwas abseits wartet.
Verdutzt halte ich inne, als ich Manuel Rosso erkenne. Ein wirklich gut aussehender Italiener, schlank, etwas größer als ich, mit kurzen kastanienbrauen Haaren und braunen Augen in dem selben Ton.
Ein paar Mal schon, haben er und Mitglieder seiner Familie versucht mich als ihren Anwalt anzuheuern.
Ich habe immer abgelehnt. Ein solcher Anwalt wollte ich nie sein. Es ist ein Unterschied ob jemand bewusst kriminell ist, oder weil er keine andere Wahl hat.
Manuel Rosso und ich begegnen uns häufiger auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und unterstützen die gleichen Stiftungen.
Indem Ano Kontakt zu einem kriminellen wie Manuel Rosso hat, verstößt er eigentlich gegen seine Bewährungsauflagen. Leider kann ihm niemand etwas nachweisen.
Hinter Manuel steigt sein Ehemann Ikal Rosso, aus der Limousine. Er ist klein und schmal, mit schwarzem Haar und schokoladenbraunen Augen.
Auch ihm begegne ich öfter, weil Manuel ohne seinen Mann nirgendwohin geht.
„Howard.“ Manuel nickt mir zu.
„Manuel.“ Ich nicke ihm ebenfalls zu, bevor ich Ikal die Hand schüttele.
„Wie eine große, glückliche Familie.“ Ano grinst und öffnet seine Arme, als würde er uns alle umarmen wollen.
Fragend sehe ich ihn an, weil ich immer noch nicht weiß, was die Mafia bei Ano zu Suchen hat.
Er tut mir den Gefallen und erklärt: „Bojo ist mein bester Freund und klebt mir ständig am Arsch. Manuel ist sein Mann und klebt ihm ständig am Arsch.“
„Wie charmant“, kichert Ikal und drückt Ano fest an sich, was merkwürdig aussieht, weil Ikal komplett in Anos muskelbepackten Armen verschwindet.
Ikal wendet sich zu mir um, nachdem er sich von Ano gelöst hat. „Ich bin hier um zu schauen, dass Benito auch anständig behandelt wird.“
Bei den Spitznamen runzele ich die Stirn und wende meinen Blick Manuel zu, dessen Mund ein Lächeln umspielt und plötzlich geht mir auf, dass ich nicht zufällig hier bin.
Ich weiß nicht, was genau Manuel plant, aber es sollte mich nicht wundern, dass er auch bei Second Chance seine Finger im Spiel hat.
Während ich den Anderen ins Haus folge, lasse ich mir nichts anmerken, was nicht leicht ist, da Ano mich ohnehin schon durcheinander bringt.
Als ich in Anos Wohnung komme, sehe ich mich um. Es ist chaotisch und unordentlich, aber nicht unsauber oder gar unhygienisch, wie ich befürchtet hatte. Die Wohnung ist zweckmäßig eingerichtet und wirkt wie er selbst – Echt und lebendig. Wenn ich mich schon vor dem Haus heimisch gefühlt habe, geht gerade ein Traum in Erfüllung.
In Cressida Hill habe ich ewig nach einer Wohnung gesucht, in der ich mich wohl fühlte und habe sie doch nie gefunden.
In Anos Wohnung würde ich auf der Stelle einziehen.
„Sollten sie nicht langsam anfangen?“, drängelt Manuel und wirft einen Blick auf seine Uhr.
Ano schaut mich breit grinsend an, weil er mein Starren bemerkt hat. „Ach lass ihn doch. Howie ist gerade aus seinem Elfenbeinturm in die Realität gestürzt.“
Dass er denkt, sein Wohnumfeld würde mir etwas ausmachen, verletzt mich mehr als es sollte. Dabei wäre seine Wohnung früher purer Luxus für mich gewesen, da ich weit schlechter gelebt habe.
Kopfschüttelnd mache ich mich daran die Wohnung nach Waffen, Drogen oder anderen unerlaubten Gegenständen abzusuchen, nur dadurch unterbrochen meinem Sicherheitsdienst kurz ein Update zu schicken.
„Sind sie schwul?“ Ich verschlucke mich fast an meiner eigenen Spucke, als Anos bester Freund sein Wort an mich richtet.
Ich brauche einen Moment, um meine Sprache wiederzufinden. „Das geht sie nichts an.“
„Fuck!“, stöhnt Ano und rollt mit den Augen, wobei unklar ist, ob ich oder sein Freund gemeint ist.
Manuel wischt sich peinlich berührt über das Gesicht. „Bitte entschuldige meinen Mann, Howard.“
Ich nicke und mache mich wieder an die Arbeit.
„Mir geht es darum… Benito hat eine Vorgeschichte mit seinen Bewährungshelfern.“ Wieder Anos bester Freund.
Bewährungshelfern? Plural?
Ich wusste von der einen Anzeige wegen Vergewaltigung von einem Bewährungshelfer gegen Ano, aber nicht, dass es auch Probleme mit den früheren Bewährungshelfern gegeben hatte und auch nicht, inwiefern meine sexuelle Orientierung dabei von Belang ist, trotzdem gebe ich mich professionell. „Ja, mir sind Emilianos Vergehen geläufig und ich kann versichern, dass sie sich dahingehend keine Sorgen machen müssen. Ich beschäftige einen privaten Sicherheitsdienst, der mich zu den Terminen begleitet.“
Wenn ich mich nicht in Abständen von fünf Minuten melde, kommen sie mir hinterher.
„Klar, als wäre es seine Schuld gewesen“, grummelt Ikal.
Ich runzele die Stirn, weil ich nicht weiß, was ich mit dieser Aussage anfangen soll und durchsuche die restlichen Räume.
Anschließend reiche ich Ano den Becher und folge ihm ins Badezimmer, in dem ich zusehe, wie er eine Urinprobe abgibt.
„Schon fertig“, sage ich, als der Test negativ ist und alles Weitere für heute erledigt ist.
Manuel nickt und zieht seinen Mann hinter sich her aus der Wohnung.
„Morgen schaue ich mir deine Arbeit an“, gebe ich von mir und stelle fest, dass ich wie selbstverständlich dazu übergegangen bin, ihn zu duzen. Ihn wird es wohl nicht stören, immerhin nennt er mich ‚Howie‘.
Ich wünschte ich könnte sagen, dass ich es hasse, aber vielmehr liebe ich es. Es hat etwas Heimatliches, etwas Warmes – so wie er selbst.
„Ich freue mich drauf.“ Ano zwinkert mir zu und ich versuche nicht rot zu werden.
Vergeblich…
Als ich seine Wohnung verlasse, durchströmen mich gemischte Gefühle. Zum einen bin ich erleichtert, ihm nicht mehr so nahe zu sein, auf der anderen Seite behagt es mir nicht, den Ort zu verlassen, der sich nach Heimat für mich anfühlte.
Seufzend steige ich in mein Auto und fahre zurück nach Cressida Hill. Als es zu regnen anfängt, stelle ich den Scheibenwischer ein, der trotzdem nicht schnell genug ist, um mir eine freie Sicht zu bescheren, weshalb ich langsam fahren muss.
Später als geplant komme ich zu Hause an. Meine Mutter ist noch auf. Sie sitzt in der Küche und mustert mein regennasses Haar. „Du warst wieder zu Hause, oder?“
Ich antworte nicht, weil sie mich längst durchschaut hat. Weil ich sie nicht bekümmern wollte, habe ich ihr nicht gesagt, wo ich hinfahre.
„Heimat ist kein Ort“, sagt meine Mutter, wie sie es immer sagt und bis heute habe ich nicht verstanden, was sie damit meint.
Sie selbst fühlt sich in Cressida Hill auch nicht wohl, aber ich konnte sie nicht alleine dort lassen. Ein erfolgreicher Anwalt meines Kalibers kann unmöglich in Hills Butt leben.
Ich umarme meine Mutter und küsse sie kurz auf den Kopf, ehe ich ins Bett gehe. In ein Bett, was sie nicht nach meinem anfühlt, in einem Schlafzimmer, welches mir fremd ist, in einer Wohnung und einem Ort, der nicht meine Heimat ist, es aber sein sollte.
Kapitel Vier
Das Kribbeln in meinem Bauch killt mich fast, während ich versuche meiner Arbeit nachzugehen. Aber es ist nicht leicht feine Muster zu sprühen, wenn in meinem inneren ein Schwarm wütender Hummeln gerade Krieg spielt.
„Benito!“ Ich hebe den Kopf und sehe meinen Chef Zack in der Tür stehen. „Du hast Besuch.“
Zittrig erhebe ich mich und trete hinter dem Auto hervor.
„Geht’s dir nicht gut?“ Zack runzelt die Stirn.
Ich antworte nicht, nehme meine Maske ab und ziehe die Schutzkleidung aus, gerade als Howie den Raum betritt.
Er mustert mich einen Augenblick lang, während sich auf seine Wangen eine Röte stiehlt, dann stellt er sich meinem Chef vor.
Zack mustert ihn mit offener Abneigung, aber Howie lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Er ist wie ein Felsen, der sich durch nichts und niemanden bewegen lässt – na ja, außer von mir.
„Schön dich zu sehen, Howie.“ Ich zwinkere ihm zu, er wird rot und wendet seinen Blick schnell ab und schaut Zack an, der mit den Augen rollt. „Benito ist pünktlich und zuverlässig. Er reißt gerne die Klappe auf, aber er leistet gute Arbeit und ist dadurch eine Bereicherung für das Team.“
„Schön zu hören.“ Howie nickt und lächelt, als wäre er wirklich stolz auf mich.
Wärme flutet mein Herz, von dem ich nicht dachte, dass es noch lebendig ist. Es wurde zu oft darauf herumgetrampelt und klebte zuletzt wie ein überfahrener Igel auf der Straße. Das dachte ich zumindest, aber scheinbar schlägt es noch irgendwo in mir. An einem Ort, den schon ewig niemand betreten hat. Aber Howie lässt sich auch davon nicht stören. Er spaziert einfach herein, lässt sich auf die ranzige Couch fallen und legt die Füße auf den abgenutzten Tisch.
Ich schüttele den Kopf über meine Gedanken und werfe einen Blick auf Howie, der sich gerade meine Arbeit anschaut.
„Wow!“ Staunend betrachtet er die Flammenmuster auf dem Auto. „Du bist wirklich gut.“
Beug dich über das Auto und ich zeige dir, worin ich noch gut bin…
„Danke“, sage ich stattdessen und freue mich wirklich über das Lob.
Eigentlich interessiert es mich einen Scheiß, was die Leute über mich denken, aber Howie… Scheint so, als wäre ich schon wieder Schwiegermutters Liebling verfallen.
Ich bin sowas von gefickt…
„Ich habe gleich Pause“, berichte ich. „Lust einen Happen essen zu gehen?“
Jap, eindeutig gefickt…
Howie zögert einen Augenblick, aber schließlich nickt er und schenkt mir sogar ein kleines Lächeln, dass mir direkt zwischen die Beine schießt, wie ein Tritt in die Eier.
Ich schnappe meine Sachen und winke Zack zum Abschied zu, der nur fragend die Augenbrauen hebt. Wenigstens nur das, wenn Bojo sehen könnte, was ich gerade tue, würde er mir in den Arsch treten. Und sie haben ja Recht.
Ich hatte in den letzten Jahren wirklich Pech, vor allem mit den Männern. Ist es falsch trotzdem Hoffnung zu haben? Hoffnung darauf, dass diesmal alles besser wird?
Hoffnung ist etwas für Pussys, tadele ich mich selbst, während ich Howie in ein Restaurant folge.
Stirnrunzelnd sehe ich mich um, weil das Essen unter Garantie nicht meiner Preisklasse entspricht. Einen Blick in die Speisekarte bestätigt meinen Verdacht.
Als der Kellner kommt, schüttele ich den Kopf. „Sorry, Kumpel, aber das ist Wucher. Wie kann etwas, dass nur aus Blättern besteht so viel kosten?“
Ich deute auf etwas in der Speisekarte, dass ich als Salat erkannt habe.
Der Kellner starrt mich sprachlos an, genau wie einige andere Gäste, weil ich offenbar zu laut gesprochen habe. Peinlich berührt, wende ich meinen Blick wieder der Speisekarte zu.
Plötzlich höre ich ein Lachen, dass den Raum erfüllt. Howie hat den Kopf in den Nacken gelegt und lacht so laut und echt, dass es mir jedes unangenehme Gefühl nimmt. Ihm ist es nicht peinlich. Er versucht nicht mich zu verändern, oder weist mich an, mich zu benehmen.
Es dauert eine Weile, bis Howie sich wieder beruhigt hat, dann drückt er dem Kellner die Speisekarten in die Hand. „Bringen sie uns einfach Burger. Geht auf mich.“
Fragend sehe ich ihn an, als der Kellner gegangen ist und er zuckt mit den Schultern. „Was? Denkst du, ich würde keinen Burger essen?“
Ertappt wiege ich den Kopf hin und her. „Du wirkst so schnöselig.“
Ernst schüttelt Howie den Kopf. „Das ist das letzte Wort, mit dem ich mich beschreiben würde.“
„Welches Wort würde dich eher beschreiben?“, harke ich nach.
„Kämpfer“, entgegnet Howie, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht zu haben. Als hätte ihm dieses Wort schon die ganze Zeit auf der Zunge gelegen.
Verblüfft schweige ich. Wie viel Kämpfer steckt schon in einem, wenn einem alles geschenkt wird?
Ohne ein Wort zu sagen, essen wir, als der Kellner unsere Bestellung bringt.
Ich spüle den letzten Rest meines Burgers mit einem Glas Wasser herunter und als der Kellner kommt, um die Tische abzuräumen, sage ich extra laut. „Der Burger schmeckte wie jeder andere auch und Blattgold habe ich darauf auch nicht gesehen.“
Howie lehnt sich entspannt in seinem Stuhl zurück und grinst mich an, bevor er die Rechnung bezahlt.
Als wir zurück zu meiner Arbeit laufen, schaffe ich es nicht meinen Blick von ihm abzuwenden.
Er ist so ganz anders, als ich gedacht habe.
„Erzähl mir etwas über dich, was niemand über dich weiß“, fordere ich.
Howie sieht mich überrascht an, zögert einen Augenblick und nickt schließlich. „Ich liebe deine Wohnung.“
Erschrocken bleibe ich stehen, so dass ein Passant von hinten in mich hineinläuft. Er entschuldigt sich und huscht schnell an mir vorbei, während ich meinen Blick immer noch auf Howie gerichtet habe. „Wiederhol das nochmal.“
„Ich liebe deine Wohnung“, sagt Howie noch einmal und lächelt.
„Du hast doch bestimmt eine Bude, die nach Geld stinkt, wie kannst du da…“
Howie unterbricht mich. „Deine Wohnung fühlt sich nach Heimat an, ein Gefühl, dass ich schon lange nicht mehr hatte.“
Kopfschüttelnd gehe ich weiter. „Es ist nicht der Ort der dir ein Gefühl von Heimat gibt.“
Howie packt mich am Arm und zieht mich mit überraschend viel Kraft zu sich zurück. „Was meinst du damit?“ Eindringlich mustert er mein Gesicht. Sein Lächeln ist verschwunden.
„Warst du etwa noch nie verknallt?“, harke ich nach.
Als Howie nicht antwortet, ist es mir Antwort genug.
„Das muss nicht mal ein Mensch sein“, fahre ich weiter fort. „Viele Menschen lieben das Meer und fühlen sich dort zu Hause. Es ist nicht der Ort, der das Gefühl in dir auslöst, sondern das ganze drumherum.“
Schweigend gehen Howie und ich nebeneinander her.
Als wir bei meiner Arbeit ankommen, klopfe ich ihm etwas unbeholfen auf die Schulter, weil ich nicht weiß, wie ich mich sonst verabschieden soll. Wobei ich ganz genau weiß, wie ich mich verabschieden will, allerdings wäre das weniger ein Abschied als mehr ein Anfang eines Weges, den ich auf keinen Fall gehen sollte.
„Wenn du dich in deiner Wohnung nicht zu Hause fühlst, solltest du dir überlegen, was genau dir dort fehlt“, schlage ich zum Abschied vor. „Frag dich mal, was meine Wohnung hat, was deiner fehlt.“
Howie runzelt nachdenklich die Stirn, als ich mich umdrehe.
„Halt“, Howie hält mich zurück und ich drehe mich wieder zu ihm um. „Verrätst du mir auch etwas, dass niemand über dich weiß?“
Einen Augenblick lang denke ich nach, dann sage ich: „Ich habe mich noch nie wirklich zu Hause gefühlt.“
Howie sieht mich mit seinen himmelblauen, großen Augen an und bevor er etwas sagen kann, fahre ich weiter fort. „Im Gegensatz zu dir, weiß ich aber was mir fehlt.“
Mit einem Augenzwinkern lasse ich Howie zurück und gehe wieder an die Arbeit.
Ich habe immer gewusst, was mir fehlt, immer danach gesucht und bin immer wieder deswegen auf die Fresse geflogen.
Hoffnung ist etwas für Pussys…